Hämorrhoiden und Marisken

Hämorrhoiden – eine Zivilisationskrankheit

Unter der Schleimhaut im Innern des Afters befind­et sich ein Geflecht von Blut­ge­fässen. Das darin fliessende Blut wird bei geschlossen­em, anges­pan­ntem Schliess­muskel ges­taut, wodurch diese Gefässe anschwellen und so als weiche Kissen den Analka­nal nach aussen abdicht­en. Wenn sich der Schliess­muskel bei der Dar­mentleerung entspan­nt, entleeren sich die Kissen wieder und geben den Weg frei. Die Bedeu­tung dieses dynamis­chen Sys­tems für die Kon­ti­nenz ist uns meist nicht bewusst. Erst wenn es sich krankhaft verän­dert, nehmen wir es wahr und sprechen dann von Hämorrhoiden.

Häm­or­rhoiden entste­hen aus mehreren Ursachen. Am wichtig­sten scheinen eine unphys­i­ol­o­gis­che Stuh­lentleerung und eine ungün­stige Stuh­lkon­sis­tenz zu sein. Dies bet­rifft beson­ders Men­schen mit chro­nis­ch­er Ver­stop­fung, die ihren meist harten Stuhl nur unter starkem Pressen entleeren kön­nen. Dabei wer­den die Häm­or­rhoiden nach aussen gedrückt und über die Zeit immer gröss­er. Andere Fak­toren sind Übergewicht, Schwanger­schaft, chro­nis­ch­er Durch­fall, über­mäs­siger Alko­holkon­sum, scharfe Gewürze oder eine genetis­che Prädisposition.

Marisken sind Haut­läp­pchen am After, die nach Überdehnung durch darun­ter­liegende ges­taute Blut­ge­fässe (Peri­anal­ve­nen) zurück­bleiben und aus hygien­is­chen oder kos­metis­chen Grün­den stören können.

Blutung, Schwellung, Juckreiz – die drei Hauptsymptome

Das häu­fig­ste Symp­tom von Häm­or­rhoiden sind Blu­tau­flagerun­gen auf dem Toi­let­ten­pa­pi­er oder dem Stuhl. Gele­gentlich kön­nen Häm­or­rhoiden auch stärk­er und anhal­tend bluten. Nicht jede Blu­tung aus dem After kommt aber tat­säch­lich von Häm­or­rhoiden! Es gibt weit­ere Ursachen, beispiel­sweise Darmkrebs. In gewis­sen Fällen empfehlen wir deswe­gen eine Darm­spiegelung, um eine andere Blu­tungsquelle auss­chliessen zu können.

Ver­grösserte Häm­or­rhoiden kön­nen aus dem After her­vortreten und müssen dann mit dem Fin­ger in den Analka­nal zurück­geschoben wer­den. Neben einem Gefühl eines inneren Druck­es oder Fremd­kör­pers kön­nen sie gele­gentlich auch heftige Schmerzen auslösen.

Erkrank­te Häm­or­rhoiden ver­lieren ihre Funk­tion für die Abdich­tung des Afters. Die Folge ist stören­des Nässen und eine Irri­ta­tion der umgeben­den Haut. Dies führt nicht nur zu lästigem Juck­reiz, son­dern ver­stärkt durch die beein­trächtigte Sen­si­bil­ität die Inkon­ti­nenz noch weiter.

Standardisierte Abklärung – individuelle Therapie

Häm­or­rhoiden müssen kor­rekt abgek­lärt wer­den. Dazu gehören immer eine sorgfältige Unter­suchung und eine Spiegelung von End­darm und Analka­nal. Manch­mal sind auch eine Mes­sung des Schliess­muskel­drucks oder eine Dick­darm­spiegelung sinnvoll.

Bei der Behand­lung ist sehr wichtig, dass der Stuhl weich und geformt ist, und ohne zu pressen entleert wer­den kann. Hier hil­ft eine bal­last­stoff- und flüs­sigkeit­sre­iche Ernährung. Sal­ben und Sup­pos­i­to­rien (Analzäpfchen) kön­nen die Schwellung und Schmerzen lin­dern, sie heilen die Häm­or­rhoiden aber nicht.

Kleine Häm­or­rhoiden kön­nen mit einem Medika­ment verödet oder durch ein Gum­mibänd­chen abge­bun­den werden.

Bei grösseren Häm­or­rhoiden muss eine oper­a­tive Behand­lung erfol­gen. Dabei sind zwei Grund­sätze zu beacht­en: erstens sind noch gesunde Häm­or­rhoidalpol­ster entschei­dend für die Feinkon­ti­nenz. Sie müssen bei der Behand­lung unbe­d­ingt geschont wer­den. Zweit­ens muss für jeden Patien­ten ein indi­vidu­elles Ther­a­piekonzept erstellt wer­den. Es gibt also keine «Stan­dard­be­hand­lung». Ver­schiedene etablierte Oper­a­tionsver­fahren ste­hen zur Ver­fü­gung: von den soge­nan­nt min­i­mal-inva­siv­en Tech­niken (zB Laser-Verö­dung), über die klas­sis­chen Ver­fahren mit Ent­fer­nung von erkrank­ten Häm­or­rhoidal­knoten bis zur Sta­bil­isierung des Gewebes durch spezielle Klam­mer­naht­geräte. Neben­wirkun­gen wie leichte Nach­blu­tun­gen, Schmerzen und eine Störung der Feinkon­ti­nenz sind vorüberge­hend und unter­schei­den sich je nach gewähltem Therapieverfahren.

Nach dem Ein­griff sind die Anal­hy­giene und eine weiche Stuh­lkon­sis­tenz auch zur Pro­phy­laxe sehr wichtig.